Einblicke
Die wichtigen Lektionen der Vergangenheit
|
Insight-Artikel
|
• |
Januar 17, 2022
|
Januar 17, 2022
|
Die wichtigen Lektionen der Vergangenheit |
Wenn wir um ein Jahr in die Vergangenheit zurückgehen, dann sah unser Ausblick für Januar 2021 folgendermaßen aus:
„Wir gehen davon aus, dass das Jahr 2021 ähnlich verlaufen wird wie das Jahr 2010 – das zweite Jahr eines neuen Bullenmarktes. Im Anschluss an das im historischen Vergleich starke Marktjahr 2009 verzeichnete der Markt ein positives Gesamtjahr 2010.“1
Im Jahr 2010 stieg der S&P 500 um etwas mehr als 15 %. 2021? Ein Ertrag von
+28,4 %. Grundsätzlich lagen wir mit unserer Einschätzung richtig.
Jedoch bin ich kein Marktweiser. Aber als Markthistoriker ist es für mich offensichtlich, dass sich Muster in Marktentwicklungen generell wiederholen. In erster Linie deshalb, weil sich menschliche Verhaltensweisen nicht wirklich ändern. Zentralbanken erhöhen die Marktliquidität, um wirtschaftliche Probleme zu lösen. Doch die Stimmung der Anleger wird erst dann besser, wenn die Probleme bereits in der Vergangenheit liegen. Im Allgemeinen dauert es mindestens ein Jahr, bis sich die Anlegerstimmung wieder ins positive gedreht hat. Die Mittelzuflüsse im Jahr 2021 in Kombination mit hervorragenden Unternehmensgewinnen ließen im letzten Jahr die Aktienkurse steigen, genau wie zuvor in den Jahren 1991, 2003 und 2010 – alles zweite Jahre nach Rezessions-Tiefständen.
Was diejenigen angeht, die im Jahr 2021 einen Bärenmarkt erwartet hatten … sei es drum. Das meiner Meinung nach größte Problem mit ihren verfehlten Prognosen ist die Tatsache, wie die Vergangenheit schon gezeigt hatte, dass es nach einem Rezessions-Tiefstand wie im März 2020 einfach zu früh für eine negative Sichtweise war.
Wir lagen mit unserer Einschätzung für das Jahr 2021 richtig und nun hat ein neues Jahr begonnen. Was könnte uns das Jahr 2022 bescheren?
Abbildung 1 zeigt historische Marktentwicklungen und gibt uns einige Hinweise. Wie man erkennen kann, entwickeln sich Aktienmärkte historisch betrachtet gut im zweiten Jahr nach Rezessions-Tiefständen (der letzte im März 2020). Die Zurückhaltung im Jahr 2021 erwies sich als deutlich zu vorschnell, denn schlussendlich drehte sich alles um die guten alten Fundamentaldaten von Unternehmen – der Schlüssel zur Aktienkursentwicklung. Unternehmensgewinne – also das „G“ im Kurs-Gewinn-Verhältnis stiegen im Jahr 2021 um 26 % – und damit sehr viel mehr als erwartet. Deshalb sollte es auch nicht überraschen, dass sich das „K“ – der Kurs – um +28 % erhöhte und der S&P 500 Index somit sofort nachfolgte. Der Bullenmarkt im Jahr 2021 erklärt sich ganz einfach: Die Wall Street traute amerikanischen Unternehmen einfach viel zu wenig zu!
Quelle: Bloomberg.
Die Wertentwicklung des Index dient nur zur Veranschaulichung und bildet nicht die Wertentwicklung einer bestimmten Investition ab. Die in der Vergangenheit erzielte Wertentwicklung ist keine Garantie für die künftige Wertentwicklung. Für Index-Definitionen siehe Seite mit Rechtshinweisen.
Wenn wir nun einen Blick auf das Jahr 2022 – das dritte Jahr nach einem Rezessions-Tiefstand – werfen, dann erwarten wir eine andere Marktsituation, aber nicht unbedingt einen Bärenmarkt. Der Hauptunterschied zwischen dem zweiten und dem dritten Jahr nach einer Rezession ist, dass die US-Notenbank Fed im zweiten Jahr immer noch auf der Seite der Anleger steht und eine recht expansive Geldpolitik betreibt. Im dritten Jahr ist die Fed allerdings deutlich weniger expansiv und anlegerfreundlich, eher „Anleger-neutral.“ Nicht feindselig, aber auch nicht gerade unterstützend.
Angesichts des konsistenten historischen Verlaufs erwarten wir positive, aber deutlich moderatere Aktienrenditen im Jahr 2022.
Für mich ergibt das Sinn, denn das Jahr 2021 war von starken Unternehmensfundamentaldaten UND einer überaus expansiven Fed geprägt. Im Jahr 2022 werden aller Wahrscheinlichkeit nach größere Diskrepanzen zwischen diesen beiden Faktoren zu beobachten sein. Einerseits glauben wir, dass starke Unternehmensfundamentaldaten die Erwartungen der Wall Street weiterhin übertreffen werden, doch andererseits wird die Geldpolitik der Zentralbank ihre grundsätzlich expansive Entwicklung nicht länger beibehalten und das Marktumfeld ein wenig ungemütlicher machen. Wir gehen davon aus, dass dies zu niedrigeren, aber immer noch positiven – höchstwahrscheinlich im mittleren bis hohen einstelligen Bereich – Renditen führen wird.
Eine zu sehr vereinfachende Erklärung? Das mag vielleicht sein und ist sicherlich eine berechtigte Kritik. Aber was ich sicher weiß ist, dass sich viele Anleger durch die pessimistische Erwartung erheblicher Marktkorrekturen im Jahr 2021 zurückhalten ließen und aus den Augen verloren, worauf es wirklich ankommt. Darauf, dass sich Aktien im zweiten Jahr eines Bullenmarktes positiv entwickelt haben.
Tatsächlich ist meine größte Sorge zu Beginn des Jahres 2022 eine Marktkorrektur um 10 % – ein deutlicher Rückgang, der Anleger erschrecken und aus dem Markt vertreiben könnte. Meiner Meinung nach wäre eine Marktkorrektur allerdings ein GUTES Zeichen, vielleicht sogar eine Kaufgelegenheit. Eine weitere Sorge in Bezug auf Aktienrenditen im Jahr 2022 sind die US-Zwischenwahlen im November, denn die Renditen in Zwischenwahljahren sind historisch betrachtet die niedrigsten in den vier Jahren der Amtszeit eines US-Präsidenten.
Aber trotz dieser Sorgen erwarten wir ein solides, wenn auch unspektakuläres Jahr 2022. Attraktiv finden wir unter anderem US-Value-Unternehmen, die unserer Ansicht nach aktuell besonders günstig bewertet sind und sich positiv entwickeln sollten, wenn sich die Inflation im Jahresverlauf weiter fortsetzt. Wir glauben auch, dass der US-Dollar schwächer und so gewisse Schwellenländer-Aktien attraktiv machen wird. Unsere Einstellung ist weniger positiv in Bezug auf Europa und Japan. Jedoch verfolgen wir gespannt die Entwicklung in China, da die Chinesische Volksbank im Moment wohl die einzige Zentralbank weltweit ist, die ihre Geldpolitik lockert.
Letztendlich gehe ich aufgrund der Daten aus der Vergangenheit davon aus, dass die „Bullen“ auch im Jahr 2022 die „Bären“ in den Schatten stellen werden. Und das bezieht sich selbstverständlich auf die Gesamtentwicklung des S&P 500. Alpha-Gelegenheiten für die aktive Titelauswahl werden im Überfluss vorhanden sein, genau wie im vergangenen Jahr.
Risikohinweise
Es besteht keine Garantie dafür, dass der Investmentfonds sein Anlageziel erfüllen wird. Fonds sind Marktrisiken ausgesetzt, d. h. es besteht die Möglichkeit, dass der Marktwert der Wertpapiere des Fonds zurückgeht und der Wert der Fondsanteile in der Folge geringer ist als zum Zeitpunkt des Erwerbs durch den Anleger. Marktwerte können sich aufgrund wirtschaftlicher und anderer Ereignisse (z. B. Naturkatastrophen, Gesundheitskrisen, Terrorismus, Konflikte und soziale Unruhen), die Märkte, Länder, Unternehmen oder Regierungen betreffen, täglich ändern. Der Zeitpunkt, die Dauer und mögliche negative Auswirkungen (z. B. Portfolio-Liquidität) von Ereignissen lassen sich nur schwer prognostizieren. Sie können also durch die Anlage in diesem Fonds Geld verlieren. Anleger sollten beachten, dass dieser Fonds gewissen zusätzlichen Risiken ausgesetzt ist. Im Allgemeinen reagieren Aktienkurse auch auf unternehmensspezifische Aktivitäten. Die Aktien von Unternehmen mit geringer und mittlerer Marktkapitalisierung sind verbunden mit besonderen Risiken wie Einschränkungen in Bezug auf Produktsortimente, Märkte und finanzielle Ressourcen. Darüber hinaus sind sie einer stärkeren Marktvolatilität ausgesetzt als die Wertpapiere größerer, etablierter Unternehmen. Illiquide Wertpapiere sind möglicherweise schwieriger zu verkaufen und zu bewerten als börsengehandelte Wertpapiere (Liquiditätsrisiko). Nicht diversifizierte Portfolios investieren oft in eine kleinere Zahl von Emittenten. Aus diesem Grund können Veränderungen der finanziellen Situation und des Marktwerts einzelner Emittenten zu einer höheren Volatilität führen. Finanzderivate können Verluste unverhältnismäßig stark steigern und erhebliche Auswirkungen auf die Wertentwicklung haben. Sie unterliegen möglicherweise auch Kontrahenten-, Liquiditäts-, Bewertungs-, Korrelations- und Marktrisiken.
![]() |
Head of Applied Equity Advisors Team
|