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Die Fed strafft die Zügel, aber die Märkte lassen sich nicht aus der Ruhe bringen
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Juli 05, 2021
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Juli 05, 2021
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Die Fed strafft die Zügel, aber die Märkte lassen sich nicht aus der Ruhe bringen |
Diesen Monat überraschte die US-Notenbank Fed mit ihrem angepassten „Dot Plot“ für 2023,1 der nun zwei Zinsanhebungen umfasst. Damit positioniert sich die Fed restriktiver als vom Markt erwartet, welcher mit nur einer Zinsanhebung gerechnet hatte. Der Zeitpunkt für Zinsanhebungen verschiebt sich somit nach vorne und die Inflationserwartungen nehmen in diesem Jahr zu. Die größte Überraschung war jedoch die ausbleibende Reaktion der Anleger: Zwar verzeichneten die Märkte in der Woche der Bekanntgabe einen leichten Abverkauf, aber die Aktien erholten sich schnell wieder.
Trotz dieser Prognosen sind die Renditen der zehnjährigen US-Staatsanleihen im Berichtsmonat gefallen und endeten auf einem Niveau von 1,5%2. Der S&P 500 setzte seinen Aufwärtskurs fort. Er legte im Monatsverlauf 2,3%2 (USD) zu und erzielte ein neues Rekordniveau. Auch in Europa setzte sich die Aufwärtsentwicklung fort: Der Euro STOXX 50 erzielte eine Rendite von 0,7%2 (EUR). Der PMI für den US-Dienstleistungssektor erreichte im Mai seinen Höhepunkt und fiel im Juni wieder. Dagegen entwickelte sich der PMI für den Dienstleistungssektor der Eurozone überraschend positiv3. Der Nikkei 225 fiel mit einer Entwicklung von -0,1% weiter zurück2 (JPY). Der VIX stieg vor der Bekanntgabe der Fed und erreichte in den darauffolgenden Tagen einen Wert von 214. Gegen Monatsende fiel er auf 162 und damit auf das niedrigste Niveau seit Beginn der Pandemie.
Die geringe Volatilität ist möglicherweise kein gutes Zeichen
Unseres Erachens ist die geringe Volatilität jedoch kein gutes Zeichen. Auch wenn sich die Märkte von der unerwarteten Prognose der Fed scheinbar nicht aus der Ruhe bringen lassen, könnte ein Katalysator die Volatilität zurückbringen. Die fehlende Volatilität deutet möglicherweise nicht auf günstige zukünftige Bedingungen hin, sondern eher auf die Tatsache, dass die Marktteilnehmer bevorstehende Probleme nicht einpreisen. Fundamental ausgerichtete Anleger, die bei solch negativen Entwicklungen normalerweise verkaufen würden, scheinen zu zögern. Möglicherweise haben sie nun schließlich „aufgegeben“, nachdem sie infolge negativer Schlagzeilen schon oft verkaufen wollten, um dann festzustellen, dass „Momentum-Trader“ bei einem solchen Tief einsteigen und die Märkte wieder nach oben treiben. Wenn dies zutrifft, könnte dies die Fähigkeit des Markts einschränken, zukünftige makroökonomische Entwicklungen zu antizipieren. Damit könnte sich die Einpreisung wichtiger Informationen zukünftig verzögern. Dies ist sicher ein wichtiger Grund für die geringe Volatilität und solange kein neuer Katalysator auftritt, dürfte sich daran aus unserer Sicht auch nichts ändern.
Mögliche Katalysatoren für mehr Volatilität
Ein weiteres Beispiel für wesentliche negative Entwicklungen, auf die der Markt bislang kaum reagierte, ist in den kartellrechtlichen Gesetzesentwürfen zu sehen. Die Entwürfe wurden dem US-Kongress vorgelegt und werden von beiden Parteien unterstützt. Sechs Gesetzesentwürfe, die einschneidende Folgen für einige der großen Technologieunternehmen haben könnten, wurden vom Rechtsausschuss des Repräsentantenhauses verabschiedet. Der Ending Platforms Monopolies Act5 („Break Up Bill“) stellt möglicherweise eine besonders große Bedrohung für einige der größten „Growth“-Titel dar. Außerdem wurde Lina Khan, brillante Juristin und scharfe Kritikerin der Tech-Konzerne, als Vorsitzende der US-Wettbewerbsbehörde FTC vereidigt. Wir überwachen Katalysatoren, die zu einem Volatilitätsanstieg führen könnten. Neben den kartellrechtlichen Gesetzesentwürfen gehören dazu auch Inflation, Beschäftigung und die Sitzungen der Fed.
Auswirkungen auf Anlagen
Im Hinblick auf globales Wachstum sind wir weiterhin optimistisch. Anfang Juni reduzierten wir unser Risiko jedoch, da wir in der zweiten Jahreshälfte 2021 mit einer steigenden Volatilität bei Risikoanlagen gerechnet haben, maßgeblich bedingt durch den wahrscheinlichen Anstieg globaler Zinsen. Die zuletzt deutlich sinkende Volatilität an den Märkten, die unserer Ansicht nach an dem zögerlichen Verhalten fundamental ausgerichteter Anleger liegt, hat in unserem Portfolio zu geringerer Volatilität geführt als von uns erwartet. Daher werden wir unser Risiko möglicherweise taktisch erhöhen, bis wir einen Katalysator ermitteln, der diese Entwicklung ausgleichen kann. Auf längere Sicht deuten die drei Faktoren, auf die wir uns konzentrieren – Fundamentaldaten, Bewertungen und Marktstimmung – auf die Möglichkeit einer höheren Volatilität hin.
Die Fundamentaldaten sprechen für eine negative Aussicht für Aktien, angesichts der wahrscheinlichen Herausforderungen wie z.B. das „Tapering“, und des Drucks für steigende Realzinsen. Zu weiteren Hürden zählen höhere US-Unternehmenssteuern, die Einigung der G7 auf eine globale Mindeststeuer sowie aufsichtsrechtliche Auflagen, die insbesondere für „Growth“-Titel nachteilig sind. Auch die Bewertungen sind ausgereizt, insbesondere in Wachstumssektoren wie Technologie. Des Weiteren ist die Anlegerstimmung (ein „konträrer“ Indikator) positiv. Die Zuflüsse bei Aktien sind dramatisch gestiegen und die AAII-Umfrage6 spricht für eine sehr optimistische Marktstimmung. Daher haben wir an unserer Einschätzung keine Änderungen vorgenommen und bevorzugen nach wie vor „Value“- gegenüber „Growth“-Titeln.
Im Juni veränderten wir eine taktische Ausrichtung und setzen unsere neutrale Gewichtung von europäischen Investment Grade-Unternehmensanleihen auf eine Untergewichtung herab. Dies erfolgte aus folgenden Gründen:
Europäische Investment Grade-Unternehmensanleihen
Zwar rechnen wir infolge günstiger wirtschaftlicher Fundamentaldaten nicht mit einer weitaus größeren Ausweitung der Spreads, aber unseres Erachtens ist das Aufwärtspotenzial recht begrenzt. Fundamentaldaten wie Inflation, Öl und Kreditvergabestandards der EU-Banken sprechen für eine Ausweitung der Spreads. Das Carry von unter 100 Basispunkten könnte durch eine kleine Ausweitung der Spreads leicht ausgeglichen werden. Zudem ist eine Untergewichtung angesichts der erwarteten Rendite von beinahe null in der derzeitigen Zyklusmitte angebracht.
Taktische Positionierung
Im Folgenden beschreiben wir unsere aktuelle taktische Einschätzung:
Quelle: MSIM GBaR-Team; Stand: 30. Juni 2021. Diese Informationen verstehen sich nicht als Angebot oder Empfehlung zum Kauf oder Verkauf eines bestimmten Wertpapiers oder zur Verfolgung einer bestimmten Anlagestrategie. Die obigen taktischen Einschätzungen spiegeln im Wesentlichen die Einschätzungen und Umsetzungen unseres Teams wider und dienen der Kommunikation mit dem Kunden. Die in diesem Dokument enthaltenen Informationen sind nicht auf die finanziellen Ziele, die Situation oder bestimmte Bedürfnisse einzelner Anleger abgestimmt.
RISIKOHINWEISE
Es besteht keine Garantie dafür, dass die Strategie ihr Anlageziel erreicht. Portfolios sind Marktrisiken ausgesetzt, d.h. es besteht die Möglichkeit, dass der Marktwert der Wertpapiere im Portfolio zurückgeht und der Wert der Portfolioanteile in der Folge geringer ist als zum Zeitpunkt des Erwerbs durch den Anleger. Marktwerte können sich aufgrund wirtschaftlicher und anderer Ereignisse (z.B. Naturkatastrophen, Gesundheitskrisen, Terrorismus, Konflikte und soziale Unruhen), die Märkte, Länder, Unternehmen oder Regierungen betreffen, täglich ändern. Der Zeitpunkt, die Dauer und mögliche negative Auswirkungen (z.B. Portfolioliquidität) von Ereignissen lassen sich nur schwer vorhersagen. Anleger können deshalb durch die Anlage in dieses Portfolio Verluste verzeichnen. Anleger sollten beachten, dass diese Strategie mit bestimmten zusätzlichen Risiken einhergehen kann. Es besteht das Risiko, dass sich die Asset-Allokationsmethode und die Annahmen des Anlageberaters in Bezug auf die zugrunde liegenden Portfolios im Zusammenhang mit den tatsächlichen Marktbedingungen als falsch erweisen könnten, sodass das Portfolio sein Anlageziel womöglich nicht erreicht. Aktienkurse sind darüber hinaus oftmals Schwankungen ausgesetzt, und es besteht ein erhebliches Verlustrisiko. Die Anlagen des Portfolios in Commodity-Linked Notes sind mit erheblichen Risiken verbunden. Hierzu zählt auch das Risiko des Verlustes eines wesentlichen Teils ihres Kapitals. Neben dem Rohstoffrisiko können sie mit anderen besonderen Risiken behaftet sein, etwa dem Risiko des Zins- und Kapitalverlustes, fehlender Sekundärmärkte sowie einer erhöhten Volatilität. Traditionelle Aktien und Anleihen sind von diesen Risiken nicht betroffen. Währungsschwankungen können Anlagegewinne zunichtemachen oder Anlageverluste noch höher ausfallen lassen. Bei Investitionen in Anleihen sind die Fähigkeit des Emittenten, Tilgungen und Zinszahlungen zeitgerecht zu leisten (Kreditrisiko), Änderungen der Zinssätze (Zinsrisiko), die Bonität des Emittenten sowie die allgemeine Marktliquidität (Marktrisiko) zu beachten. In a rising interest-rate environment, bond prices may fall and may result in periods of volatility and increased portfolio redemptions. In einem Umfeld fallender Zinsen kann das Portfolio weniger Erträge erzielen. Langfristige Wertpapiere können auf Zinsänderungen sensibler reagieren. Aktien und ausländische Wertpapiere sind grundsätzlich volatiler als festverzinsliche Wertpapiere und unterliegen Währungs-, politischen, wirtschaftlichen und Marktrisiken. Aktienkurse reagieren auf unternehmensspezifische Aktivitäten. Die Aktien kleiner Unternehmen weisen besondere Risiken wie begrenzte Produktlinien, Märkte und Finanzressourcen auf. Darüber hinaus sind sie einer stärkeren Marktvolatilität ausgesetzt als die Wertpapiere größerer, etablierter Unternehmen. Die Risiken einer Anlage in Schwellenländern übersteigen jene Risiken, die mit Investitionen in ausländischen Industrieländern einhergehen. Die Anteile börsengehandelter Fonds (ETF) unterliegen im Wesentlichen den gleichen Risiken wie Direktinvestitionen in herkömmliche Aktien oder Anleihen, und ihr Marktwert unterliegt den Schwankungen des zugrunde liegenden Index. Durch Anlagen in ETF und andere Investmentfonds absorbiert das Portfolio sowohl seine eigenen Aufwendungen als auch die des ETF und der Investmentfonds, in die es investiert. Angebot und Nachfrage von ETF und Investmentfonds korrelieren möglicherweise nicht mit den zugrunde liegenden Wertpapieren. Finanzderivate können illiquid sein, zu unverhältnismäßig hohen Verlusten führen und potenziell erhebliche Auswirkungen auf die Portfolioperformance haben. Ein Währungstermingeschäft ist ein Sicherungsinstrument, das keine Upfront-Zahlungen vorsieht. Der Einsatz von Fremdkapital kann die Volatilität des Portfolios erhöhen.
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Managing Director
Global Balanced Risk Control Team
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