Einblicke
Neue Chancen in den wandlungsfähigen Schwellenländern
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2022 Outlook
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Januar 17, 2022
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Januar 17, 2022
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Neue Chancen in den wandlungsfähigen Schwellenländern |
Schwellenländer sind nach einem Jahrzehnt, in dem die Aktienrenditen so schlecht ausfielen wie seit den 1930er-Jahren nicht mehr, vom Radar verschwunden. Und nun fiel auch 2021 enttäuschend für Schwellenländer-Aktien aus. Der MSCI Emerging Markets Index verlor -2,5 %,1 und blieb damit um 24 % hinter dem MSCI World Index zurück.1 Der Underperformance liegen eine Reihe von Faktoren zugrunde, wie die konjunkturelle Verlangsamung aufgrund einer straffer werdenden Geldpolitik, schärfere Regulierung in China, eine hohe Inflation, der starke Dollar, die Schwäche der Schwellenländerwährungen und Schocks durch Covid-19. Allerdings dürften mehrere Auslöser dafür sorgen, dass sich das makroökonomische Umfeld für die Anlageklasse der Schwellenländer im Jahr 2022 und darüber hinaus zum Positiven wendet und bessere Ergebnisse als im letzten Jahrzehnt zu erwarten sind.
Über den Großteil des letzten Jahrzehnts hatten Anleger nur zwei Länder im Blick, die USA und China. Der Fokus dabei war primär der Technologiesektor. Doch die Geschichte zeigt, dass die großen Anlagethemen eines Jahrzehnts nur selten auch die des nächsten Jahrzehnts sind. Aufgrund dessen erwarten wir einen Aufschwung bei den in Vergessenheit geratenen Aktien. Dies wird sich voraussichtlich in verschiedenen Ländern abseits der beiden Supermächte und in anderen Sektoren als Technologie/Big Tech vollziehen. Nach einem so schwachen Jahrzehnt für Schwellenländerrenditen (siehe Abbildung 1), ist die Kluft zu den Bewertungen von US-Aktien (siehe Abbildung 2) so groß wie nie zuvor. Und da die Wachstumsaussichten der Schwellenländer, ausgenommen China, im Vergleich zu den USA steigen, ist unserer Meinung nach jetzt ein guter Zeitpunkt, um in ausgewählte Bereiche einzusteigen. Es ist davon auszugehen, dass sich die Extremsituation normalisieren wird und die sich die Bewertungs- und Performance-Lücken zu den USA schließen werden.
Die Wertentwicklung des Index dient nur zur Veranschaulichung und bildet nicht die Wertentwicklung einer bestimmten Investition ab. Die in der Vergangenheit erzielte Wertentwicklung ist keine Garantie für die künftige Wertentwicklung. Für Indexdefinitionen siehe Abschnitt „Wichtige Informationen“.
Quelle: MSIM, Bloomberg. FactSet, Haver. Gesamtrendite Aktien, US-Dollar. Basierend auf Renditen des MSCI Emerging Markets Index. Stand: 31. Dezember 2021.
Renditen der Schwellenmärkte basierend auf dem MSCI Emerging Markets Index. Renditen der USA basierend auf dem MSCI USA Index.
Die Wertentwicklung des Index dient nur zur Veranschaulichung und bildet nicht die Wertentwicklung einer bestimmten Investition ab. Die in der Vergangenheit erzielte Wertentwicklung ist keine Garantie für die künftige Wertentwicklung. Für Indexdefinitionen siehe Abschnitt „Wichtige Informationen“.
Quelle: MSIM, Bloomberg, FactSet, Haver. Stand: 31. Dezember 2021.
Wir rechnen in den nächsten fünf bis zehn Jahren mit einem Comeback von Schwellenmarkt-Aktien, und haben die wichtigsten Gründe dafür im Folgenden zusammengefasst.
Erholung nach der Pandemie
Die Schwellenländer hatten nicht die Möglichkeit, sich mit hohen Ausgaben durch die Pandemie zu stemmen, weshalb ihr Wachstum hinter dem der USA zurückblieb. Wir können zwar den Verlauf des Virus und seiner scheinbar endlosen Mutationen nicht vorhersagen. Was wir aber beobachten konnten ist, dass die Auswirkungen der Pandemie auf die Schwellenländer mit jeder Welle geringer werden. Dies liegt zum Teil an Impfkampagnen, die an Fahrt gewinnen, und einer weiter verbreiteten Immunität. Wir gehen also davon aus, dass die Schwellenländer gelernt haben werden, mit dem Virus zu leben und sich das Wirtschaftsleben erholen wird.
Darüber hinaus befinden sich die Schwellenländer jetzt in einer stärkeren Position, was den Außenhandel und die Zahlungsbilanzen betrifft. Mit Ausnahme von China haben die Entwicklungsländer in den letzten Jahren ihre Schuldenlast reduziert. Eine Möglichkeit, in einen Aufschwung der Schwellenländer zu investieren, sind Finanztitel. Dem Sektor dürften sich verbessernde Kreditzyklen, steigende Zinssätze und positive Renditekurven zugutekommen. Außerdem dürften Banken, die eine erfolgreiche Fintech-Strategie verfolgen, von einer steigenden Kreditnachfrage profitieren und eine höhere Rentabilität erzielen. Auch die Konsumthemen in den Schwellenländern dürften sich gut entwickeln, wenn die Binnennachfrage an Fahrt gewinnt.
Pandemie-inspirierte Reform-Geschichten
In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass Schwellenländer Reformen umsetzen, wenn sie mit dem Rücken zur Wand stehen. Im Gegensatz zu den USA verfügten die Schwellenländer nicht über die geld- und fiskalpolitischen Möglichkeiten, um die Wirtschaft während der Pandemie zu stimulieren. Deshalb waren einige Länder dazu gezwungen, harte produktivitätssteigernde Wirtschaftsreformen zu verordnen, die das künftige Wachstum fördern dürften.
In Indien beispielsweise sind die Schritte der Regierung, sich von der staatlichen Fluggesellschaft zu trennen und eine „Bad Bank“ zu gründen, die sich mit notleidenden Krediten beschäftigen soll, als positiv zu werten. Indonesien verabschiedete ein Gesetzespaket, um die Arbeitsrechte zu verbessern und ausländische Investitionen anzuziehen. Russland setzt weiterhin auf eine orthodoxe Finanz- und Geldpolitik, was die Anfälligkeit seiner Wirtschaft für Ölpreisschwankungen und andere externe Schocks deutlich verringert hat.
Industrie-Erfolgsgeschichten
In der Vergangenheit konnten sich viele Schwellenländer mehr Wohlstand durch Exporte erarbeiten, wobei die verarbeitenden, exportorientierten Volkswirtschaften zu den Wachstumsstars gehörten. In einer Zeit der Deglobalisierung, verschließt sich dieser Weg jedoch. Es werden mehr Handelsbeschränkungen verhängt, und immer mehr Länder – als auch Unternehmen – kapseln sich ab. Durch die Abwanderung der Produktion aus China dürften einige Länder in Südostasien, wie etwa Vietnam, und in Osteuropa, wie etwa Polen, zu den Gewinnern gehören. Auch Mexiko und Indien steigern ihren Anteil an den weltweiten Exporten deutlich.
Renaissance des Rohstoffsektors
Wir glauben, dass die weltweiten Rohstoffpreise vor einem nachhaltigen Aufschwung stehen. Einerseits wird durch den Übergang zu einer saubereren Wirtschaft und Netto-Null-Emissionen die Nachfrage nach Kupfer, Aluminium, Platin, Lithium und anderen „grünen“ Rohstoffen angekurbelt. Andererseits haben Rohstoffe nach dem Boom in den 2000er-Jahren bereits ein Jahrzehnt „Angebotsdisziplin“ hinter sich, während zugleich ökologische und soziale Erwägungen zu einer strengeren Regulierung und Angebotsbeschränkungen bei kohlenstoffreichen Mineralien führen. Die Folge ist eine „Greenflation“, d. h. es wird erwartet, dass die Preise für Rohstoffe, die für erneuerbare Energieanlagen, Elektrofahrzeuge und andere saubere Technologien benötigt werden, steigen. Steigende Rohstoffpreise werden Rohstoff-exportierenden Ländern und Unternehmen zugute kommen.
Die digitale Revolution
Über viele Jahrzehnte hinweg hat sich das verarbeitende Gewerbe als die treibende Kraft für Wachstum und Aufholung in den Schwellenländern erwiesen. Heute ist es die digitale Revolution, die sich als starker Motor für Wachstum und Produktivität erweist. Noch wichtiger ist, dass sich diese digitale Revolution in den Schwellenländern viel schneller vollzieht als in den Industrieländern, wobei gerade das Fehlen veralteter Infrastruktur einer der wichtigsten Treiber ist. Smartphones, steigende Bandbreiten und Internetzugang erleichtern Online-Einkäufe und Bankgeschäfte. Sie ermöglichen die Einführung neuer Dienstleistungen. Das alles trägt zu einer drastischen Wandlung der heimischen Wirtschaft bei.
Ähnlich wie die Internet-Unternehmen in den USA und China bieten überall in Asien, Südamerika und Afrika einheimische Digital-Unternehmen Online-Dienste an. Dabei kommen sie gerade zur rechten Zeit, zumal die Fertigungsbranche in vielen Teilen der Schwellenländer als Wachstumsmotor an Bedeutung verliert. Die Ausrichtung auf lokale Bedürfnisse und Sprachen führt zur Entstehung neuer und vielfältiger Dienstleistungen, darunter Suchmaschinen, Shopping, Reisen, Unterhaltung und Finanzen, während gleichzeitig die Produktivität gesteigert wird.
Auswirkungen für Anleger
Im Rahmen unserer Schwellenländer-Strategien investieren wir aktiv in Märkte, Themen und Unternehmen, die unserer Meinung nach am besten positioniert sind, um von einem oder mehreren der oben genannten fünf Trends zu profitieren. Unser Schwerpunkt liegt dabei auf qualitativ hochwertigen Wachstumswerten. Nach unserer Einschätzung werden
diese Wachstumstreiber das BIP-Wachstumsgefälle und die Aktienmarkt-Renditen positiv zu denen der USA zusammenführen, was Schwellenländeraktien, nach mehr als einem Jahrzehnt der Underperformance, als Assetklasse anfeuern dürfte.
Zu den Chancen, die wir nutzen wollen, gehören unter anderem:
Die fünf wichtigsten Gründe für ein Comeback von Schwellenländer-Aktien
Risikohinweise
Es besteht keine Garantie, dass ein Portfolio sein Anlageziel erreichen wird. Portfolios sind Marktrisiken ausgesetzt, d. h., es besteht die Möglichkeit, dass die Marktwerte der Wertpapiere im Portfolio zurückgehen. Marktwerte können sich aufgrund wirtschaftlicher und anderer Ereignisse (z. B. Naturkatastrophen, Gesundheitskrisen, Terrorismus, Konflikte und soziale Unruhen), die Märkte, Länder, Unternehmen oder Regierungen betreffen, täglich ändern. Der Zeitpunkt, die Dauer und mögliche negative Auswirkungen (z. B. Portfolio-Liquidität) von Ereignissen lassen sich nur schwer vorhersehen. Anleger können deshalb durch die Anlage in dieser Strategie Verluste verzeichnen. Anleger sollten beachten, dass diese Strategie bestimmten zusätzlichen Risiken ausgesetzt sein kann. Im Allgemeinen reagieren Aktienkurse auch auf unternehmensspezifische Aktivitäten. Anlagen in ausländischen Märkten sind mit besonderen Risiken verbunden. Dazu zählen politische und wirtschaftliche Risiken sowie Währungs-, Markt- und Liquiditätsrisiken. Die Risiken einer Anlage in Schwellenländern übersteigen jene, die generell mit Investitionen in Industrieländern einhergehen. Finanzderivate können illiquide sein, Verluste unverhältnismäßig stark steigern und die Portfolioperformance unter Umständen deutlich schmälern. Illiquide Wertpapiere sind möglicherweise schwieriger zu verkaufen und zu bewerten als börsengehandelte Wertpapiere (Liquiditätsrisiko). Privat platzierte und beschränkt handelbare Wertpapiere können Weiterverkaufsbeschränkungen unterliegen und mit einem Mangel an öffentlich verfügbaren Daten einhergehen. Dies erhöht ihre Illiquidität und könnte die verfügbaren Möglichkeiten für die Bewertung und den Verkauf dieser Wertpapiere beeinträchtigen (Liquiditätsrisiko). China-Risiko. Investments in China sind mit dem Risiko eines Totalverlusts aufgrund von Maßnahmen oder Untätigkeit seitens der Regierung verbunden. Zudem ist die chinesische Wirtschaft exportorientiert und sehr vom Handel abhängig. Nachteilige Änderungen der Wirtschaftsbedingungen chinesischer Haupthandelspartner, wie der USA, Japans oder Südkoreas, würden die chinesische Wirtschaft und die Investments des Fonds negativ berühren. Des Weiteren könnte ein wirtschaftlicher Abschwung in anderen wichtigen Regionen der Welt, wie den USA, der Europäischen Union oder bestimmten asiatischen Ländern, das Wirtschaftswachstum Chinas negativ beeinflussen. Ein Wirtschaftsabschwung in China hätte negative Auswirkungen auf die Investments des Portfolios. Risiken einer Anlagetätigkeit über Stock Connect. Alle Investments in chinesische A-Aktien, die über Stock Connect oder an anderen Börsen Chinas, welche an Stock Connect partizipieren, notieren und gehandelt werden, unterliegen verschiedenen Einschränkungen mit potenziellen Auswirkungen auf die Investments und Renditen des Portfolios. Darüber hinaus können A-Aktien gemäß den geltenden Bestimmungen nur innerhalb von Stock Connect verkauft, gekauft oder anderweitig übertragen werden. Das Stock-Connect-Programm kann Gegenstand weiterer Auslegungen und Anweisungen sein. Es kann nicht garantiert werden, dass das Programm dauerhaft besteht. Außerdem kann nicht ausgeschlossen werden, dass zukünftige Entwicklungen bezüglich des Programms die Investments oder Rendite des Portfolios begrenzen oder nachteilig beeinflussen.
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Deputy CIO of the Solutions and Multi-Asset Group, Portfolio Manager for Active International Allocation, Head of Macro and Thematic Research for the Emerging Markets Equity team
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