Einblicke
Alles dreht sich um Plastik
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GLOBAL EQUITY OBSERVER
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September 30, 2019
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September 30, 2019
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Alles dreht sich um Plastik |
Plastik steht auf der Agenda der Unternehmen ganz oben. Wir haben unsere Positionen überprüft, um herauszufinden, wie sich dieses brisante Thema auf die Nachhaltigkeit der Renditen auf das Betriebskapital auswirkt. Auf diese Weise bewerten wir wesentlichen Risiken und Chancen rund um alle ESG-Themen (Umwelt, Soziales und Governance). Wir glauben: Indem Unternehmen ihren Kunststoffverbrauch eindämmen, tun sie nicht nur der Umwelt etwas Gutes, sondern schaffen auch Möglichkeiten, sich vom Wettbewerb abzuheben.
Die Welt ertrinkt in Plastik. Ein Bericht des Jahres 2016 („The New Plastics Economy: Rethinking the future of plastics“) der Ellen MacArthur Foundation geht davon aus, dass unsere Ozeane bis 2050 mehr Plastik als Fische enthalten werden. Rund die Hälfte des produzierten Plastiks wird für die Verpackung von Konsumgütern verwendet. Meistens handelt es sich dabei um Einwegplastik, und nur sehr wenig davon wird recycelt, ob aus wirtschaftlichen oder technischen Gründen. Wir glauben, dass sich Steuern auf Plastikverpackungen, zum Beispiel Steuern auf neue Kunststoffe, höhere Kosten der Abfallverarbeitung und die Einführung des Einwegpfands ungünstig auf Basiskonsumgüterunternehmen auswirken werden, wenn diese sich nicht rechtzeitig anpassen. Im Hinblick auf die Kosten haben wir zwei Hauptmerkmale – zusätzlich zu Reputations- oder Markenschäden – identifiziert, bei denen Plastik Auswirkungen auf schnelllebige Konsumgüterunternehmen (Fast-Moving Consumer Goods, FMCG) haben könnte.
(I) PLASTIKSTEUERN UND AUFLAGEN
Das Ziel einer Plastiksteuer ist nicht, die Umsätze zu steigern oder den Einsatz von Plastik zu reduzieren, sondern den Anteil an recyceltem Material zu erhöhen. Zum Beispiel: Eine Steuer wird für jede Verpackung mit einem Anteil an recyceltem Material von unter 30% fällig. Wir gehen davon aus, dass diese Steuer hoch genug sein wird, um für Plastikhersteller (mit ihren niedrigen Margen) und ihre Kunden aus dem FMCG-Bereich relevant zu sein – aber nicht so hoch, dass sie der Nachfrage schaden würde, wenn sie an den Kunden weitergegeben werden würde.
Die Bestimmungen zur erweiterten Herstellerverantwortung würden sich ähnlich wie die Einführung einer Steuer auswirken. Erweiterte Herstellerverantwortung bedeutet, dass Unternehmen, die Abfall produzieren, dafür die Kosten tragen müssen. Das umfassendste Programm hierzu gibt es in Deutschland, wo Markeneigentümer gesetzlich verpflichtet sind, 100% der Nettokosten zu tragen1 In Großbritannien liegt diese Zahl bei 10%, wobei hier Änderungen bevorstehen.2 Die Europäische Union (EU) prüft die Anforderungen der erweiterten Herstellerverantwortung derzeit in allen Mitgliedsstaaten. Um die Auswirkung quantifizieren zu können, haben wir die potenziellen Kosten eines solchen Programms für einen unserer amerikanischen Getränkehersteller berechnet. Sollte die ganze Welt den Fußstapfen Deutschlands folgen, würden Unternehmen 4% ihrer Umsätze einbüßen. Die durchschnittlichen Kosten der EU schlügen mit 1% zu Buche.
Bekannte Verbrauchermarken haben eine beträchtliche Preismacht und konnten in der Vergangenheit einen hohen Anteil ihrer Faktorkosten an die Kunden weitergeben. Wir glauben, dass dies auch beim Thema Plastik der Fall sein wird. Ähnlich wie bei der Inflation von Rohmaterial wäre jedes Unternehmen von höheren Kosten aufgrund strengerer Auflagen in einem bestimmten Land mehr oder weniger gleich betroffen und würde versuchen, den Kostenanstieg an die Kunden weiterzugeben. Angesichts der geringen Preiselastizität bei Konsumgütern glauben wir, dass die Auswirkungen von branchenweiten Preiserhöhungen auf den Absatz begrenzt wären.
(II) HÖHERE KOSTEN VON RECYCELTEM MATERIAL
Das Gutachten „New Plastics Economy Global Commitment“ der Ellen MacArthur Foundation wurde bereits von über 400 Unternehmen unterzeichnet, die über 20% des globalen Plastikverbrauchs repräsentieren. Das Versprechen der Unterzeichner, ihren recycelten Anteil zu erhöhen, entspricht einer zusätzlichen Nachfrage nach 5 Millionen Tonnen an Recycingmaterial bis 2025. Den aktuellen Bedarf schätzen wir auf 3,5 Millionen Tonnen. Ein derart hoher Anstieg der Nachfrage könnte mittelfristig, bis genug Kapazität bereitsteht, den Preis nach oben drücken.
PLASTIK ZUM THEMA MACHEN
Verbrauchern wird das verantwortungsbewusste Handeln der Unternehmen immer wichtiger. Wir wissen, dass die Unternehmen, in die wir investieren, Plastikabfall ernst nehmen und in Vorbereitung auf die strengeren Auflagen und Plastiksteuern den Einsatz neuer Kunststoffe dramatisch reduzieren wollen. Plastik stellt derzeit vielleicht kein wesentliches Risiko im Hinblick auf die Nachhaltigkeit von Renditen von Basiskonsumgüterunternehmen dar. In Zukunft könnte dies jedoch anders aussehen – von Reputationsrisiken ganz zu schweigen.
Wie wir in unserem Bericht darlegen, trafen wir uns mit acht unserer FMCG-Unternehmen, darunter solche aus den Sektoren Getränke, Haushalt und Körperpflege, um das Thema Plastik zu diskutieren. Plastikabfall stellt nicht nur ein großes ökologisches Problem dar, sondern kann auch dem Ruf und der Kostenbasis von Unternehmen schaden, die sich nicht an die neue Realität einer Kreislaufwirtschaft anpassen.
Unsere Treffen mit den Unternehmen, in die wir investieren, zeigen, dass sie das Thema Plastikabfall ernst nehmen. Einwegplastik ist ein sehr komplexes Problem, das sich nicht über Nacht lösen lässt. Die meisten unserer Unternehmen, die zu den größten Basiskonsumgüterunternehmen zählen, werden aber im Hinblick auf Engagement, eingesetzte Ressourcen und öffentliche Versprechen bei der Reduktion von Plastikabfall eine Vorreiterrolle einnehmen. Obwohl dadurch auf kurze Sicht die Kosten steigen können, hält sich das doch in einem angemessenen Rahmen. Das dürfte die Unternehmen vor potenziell erhöhten Risiken wie strengere Auflagen (zum Beispiel Steuern auf neue Kunststoffe), höhere Kosten der Abfallwirtschaft oder ein Plastikverbot schützen.
Das Problem Einwegplastik lässt sich nicht mit nur einem Ansatz lösen. Das immense Ausmaß neu produzierter Kunststoffe und die Abhängigkeit der Gesellschaft machen das unmöglich. Alle Optionen für eine Verbesserung der Lage müssen in Betracht gezogen werden. Wir glauben, dass sich Regierungen, Verbraucher und Unternehmen an der Lösung beteiligen sollten. Auf unseren Meetings besprachen wir unternehmensspezifische Strategien und Ziele sowie die bevorstehenden Herausforderungen.
Im Fall von FMCG-Unternehmen ist es kurzfristig am praktikabelsten, den Anteil an recyceltem Inhalt in ihren Verpackungen zu erhöhen. Dies sollte die Nachfrage nach recyceltem Plastik steigern und zu dringend notwendigen Investitionen in die Sammel- und Recycling-Infrastruktur führen. Im Rahmen des „Global Commitment“ der Ellen MacArthur Foundation haben sich die meisten unserer Konsumgüterunternehmen, die mit Plastikverpackungen arbeiten, öffentlich dazu verpflichtet, den recycelten Anteil von Verpackungen von – in den meisten Fällen – unter 10% bis 2025 auf 20% bis 50% zu steigern.
Lösen lässt sich damit das Problem nicht – der größte FMCG-Verbraucher von Plastik ist für nur 2% der globalen Plastikvolumina verantwortlich. Jedoch sollte dieser Ansatz dazu beitragen, die Unternehmen vor zukünftigen aufsichtsrechtlichen Risiken wie Steuern auf neue Kunststoffe (Großbritannien war das erste Land, das eine solche Steuer angekündigt hat) oder Reputationsschäden zu schützen, sollten Konsumenten Marken bestrafen, von denen sie glauben, dass sie nicht genug tun, um das Problem zu beheben. Diese Verpflichtungen sollten der bislang verhaltenen Nachfrage nach recyceltem Plastik deutlich Auftrieb geben.
Weitere Initiativen unserer Unternehmen sind beispielsweise Partnerschaften mit und Investitionen in innovative Start-ups. Diese Start-ups erforschen neue Technologien im chemischen Recycling, zirkuläre/nachfüllbare Verpackungen oder suchen nach neuen Wegen, um die Erfassung von Plastikabfall in den Schwellenländern zu verbessern. Außerdem arbeiten sie daran, ihre Verpackungen zu vereinfachen, deren Gewicht zu reduzieren, und die Recyclingfähigkeit zu verbessern (die in vielen Fällen bereits bei 70% bis 100% liegt).
Wir ermutigten die Geschäftsführung einer unserer Getränkehersteller dazu, einen größeren Anteil ihrer jährlichen wohltätigen Spenden in Projekte fließen zu lassen, die Plastikabfall in den Schwellenländern in Angriff nehmen. Das Unternehmen teilte uns mit, dass dies bereits geplant sei. Wir behalten die weiteren Entwicklungen im Auge.
Im Rahmen unseres Research bemühten wir uns, die Kosten dieser Entwicklung hin zu einer nachhaltigeren zirkulären Plastiklieferkette einzuschätzen. Trotz des potenziellen, vorübergehenden Preisanstiegs von recyceltem Plastik angesichts einer erhöhten Nachfrage glauben wir, dass sich die kumulative Wirkung auf einen geringen Anteil der Umsätze im einstelligen Bereich beschränken wird.
Außerdem fanden wir heraus, dass immer mehr Unternehmen recyceltes Plastik als Marketingtool einsetzen, indem sie die Verpackung bestimmter Marken zu 100% aus recyceltem Plastik herstellen und dies auf der Verpackung und in den Medien bekanntgeben. Wir glauben, dass dies für den langfristigen Erfolg der Marken wichtig ist. Immer mehr Konsumenten, insbesondere der jüngeren Generationen, treffen Kaufentscheidungen aufgrund von Überlegungen rund um Nachhaltigkeit.
Wir haben uns schon immer auf erstklassige Unternehmen mit nachhaltigen und hohen Renditen auf das Betriebskapital konzentriert. Wir sind davon überzeugt, dass sich so das Vermögen der Aktionäre auf lange Sicht am besten steigern lässt. Die Integration von ESG-Faktoren in unseren Anlageprozess ist hierbei entscheidend, weil wir dadurch wichtige Risiken und Chancen identifizieren, die diese Renditen gefährden oder verbessern könnten – sei es Plastik, Kohlenstoff oder die Incentivierung von Führungskräften, um nur einige Beispiele zu nennen. Wir sind nach wie vor davon überzeugt, dass sich die ESG-Integration am besten auf Unternehmens- und Einzelfallbasis bewerkstelligen lässt, indem die wichtigsten Themen des Tages mit den Geschäftsleitungen besprochen werden.“
Im April 2019 lancierte Morgan Stanley seine Plastic Waste Resolution. Damit verpflichteten wir uns zur Prävention, Reduktion und Entfernung von 50 Millionen Tonnen Plastikabfall aus Flüssen, Ozeanen, Landschaften und Deponien bis 2030.
Risikohinweise
Es besteht keine Garantie, dass ein Portfolio sein Anlageziel erreichen wird. Portfolios sind Marktrisiken ausgesetzt, d. h. es besteht die Möglichkeit, dass der Marktwert der Wertpapiere im Portfolio zurückgeht. Anleger können deshalb durch die Anlage in diese Strategie Verluste verzeichnen. Anleger sollten beachten, dass diese Strategie bestimmten zusätzlichen Risiken ausgesetzt sein kann. Veränderungen der globalen Konjunktur, der Verbraucherausgaben, des Wettbewerbs, der demografischen Entwicklung, der Verbrauchernachfrage, der gesetzlichen Regelungen und der Wirtschaftsbedingungen können sich negativ auf global operierende Unternehmen auswirken und das Portfolio stärker belasten als bei einer Investition des Portfolios in eine größere Vielfalt von Unternehmen. Aktienkurse reagieren im Allgemeinen auch auf unternehmensspezifische Aktivitäten. Anlagen in ausländischen Märkten sind mit besonderen Risiken verbunden. Dazu zählen politische und wirtschaftliche Risiken sowie Währungs- und Marktrisiken. Die Aktien kleiner Unternehmen weisen besondere Risiken wie begrenzte Produktlinien, Märkte und Finanzressourcen auf. Darüber hinaus sind sie einer stärkeren Marktvolatilität ausgesetzt als die Wertpapiere größerer, etablierter Unternehmen. Die Risiken einer Anlage in Schwellenländern übersteigen jene Risiken, die mit Investitionen in ausländischen Industrieländern einhergehen. Nicht diversifizierte Portfolios investieren oftmals in eine beschränkte Anzahl von Emittenten. Aus diesem Grund können Veränderungen der finanziellen Situation und des Marktwerts einzelner Emittenten zu einer höheren Volatilität führen. Overwriting-Strategie. Der Verkauf von Call-Optionen ist mit dem Risiko verbunden, dass bei Ausübung der Basiswert zu einem ungünstigen Kurs oder unter dem Marktpreis verkauft werden muss oder entsprechende Barmittel aufzuwenden sind. Durch den Verkauf von Call-Optionen wird darauf verzichtet, während der Laufzeit der Option von Kursgewinnen des Basiswerts zu profitieren, die über die Summe aus Verkaufsprämie und Ausübungspreis hinausgehen. Jedoch bleibt das Verlustrisiko bestehen, wenn der Kurs des Basiswerts fällt. Darüber hinaus ist das Portfolio durch die Overwriting-Strategie unter Umständen nicht vollständig gegen einen rückläufigen Marktwert abgesichert. Der Verkauf ungedeckter Optionen ist mit besonderen Risiken verbunden, die zu erheblichen Verlusten im Portfolio führen können.
1 Quelle: LSE Research Online: „Packaging waste recycling in Europe: is the industry paying for it“, Ferreira da Cruz et al., 2014.
2 Quelle: Konsultation zur Reformierung der Verantwortung britischer Verpackungshersteller, Ministerium für Umwelt, Ernährung und Angelegenheiten des ländlichen Raums, Februar 2019.
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