Einblicke
Klimawarnung
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Global Equity Observer
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September 14, 2021
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September 14, 2021
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Klimawarnung |
Die Sommermonate in der nördlichen Hemisphäre führten zu Waldbränden im Pazifischen Nordwesten, die in New York den Himmel rot verfärbten; katastrophale Überschwemmungen in Deutschland; Hitzewellen in Siberien; beispiellose Brände in der Türkei, Griechenland und Italien und die schlimmsten Regenfälle in China in diesem Jahrtausend. Wissenschaftler untersuchen, inwieweit diese Ereignisse einen Dominoeffekt haben. Die globale Erderwärmung führt vermehrt zu Trockenheit und Bränden in Gebieten, die bislang zu feucht waren. Dies ist gefolgt von Starkregen in weit entfernten Kontinenten, da wärmere Luft mehr Wasser mit sich bringt. Wenn der Jet-stream (die Winde der nördlichen Hemisphäre) unterbrochen wird, lassen sich die Wettermuster der Vergangenheit für die Vorhersage neuer Muster und der Wahrscheinlichkeit extremer Wetterereignisse nicht länger heranziehen. Der vergangene Sommer mit seinen Bränden und Überschwemmungen hat auch zu der Frage geführt, ob Disaster-Recovery-Pläne für Haupt- und Nebenflüsse entwickelt werden müssen, welche Rolle Dämme spielen, die den natürlichen Verlauf von Flüssen unterbrechen, ob Hitzewellen wie Hurrikane benannt und bewertet werden sollten und wie Meteorologen die Öffentlichkeit warnen sollten.
Im Juli wurden die höchsten jemals verzeichneten monatlichen Durchschnittstemperaturen gemessen. Dem Klimagipfel der Vereinten Nationen in Glasgow (COP26) steht eine gewaltige Aufgabe bevor. Der Klimarat IPCC veröffentlichte im August einen Bericht von über 200 Wissenschaftlern, demzufolge selbst moderate Emissionen mit geringen Änderungen der heutigen globalen Entwicklungen zu einem Temperaturanstieg von 2,1 bis 3,5 Grad Celsius in den nächsten 20 Jahren führen wird. Um ambitionierte Ziele zur globalen Erwärmung zu erreichen, sind „unmittelbare, schnelle und umfassende“ Treibhausgasreduktionen notwendig. Dabei steht Methan aus Erdgasfeldern und der Viehzucht zunehmend im Fokus, da das Erderwärmungspotential von Methan wesentlich höher als das von Kohlenstoffdioxid ist. Diese Maßnahmen sind erforderlich, um unumkehrbare Gletscherschmelzungen, den Verlust der arktischen Eisdecke und die Erwärmung der Weltmeere zu verhindern.
Die Initiative „Fit für 55“ der Europäischen Union dürfte ernster genommen werden, wenn die Gefahren des Klimawandels als unmittelbar erachtet werden. Die Europäische Kommission entwickelt eine Roadmap für höhere Kohlenstoffsteuern und Grenzabgaben emissionsstarker Industrien (Kohlenstoffsteuern), die Einstellung von Benzin- und Dieselfahrzeugen bis 2035 im EU-Block, die Förderung von erneuerbaren Industrien und den Schutz von Kohlenstoffsenken wie bspw. Wälder und andere Ökosysteme. Diese sind für die Kohlenstoffbilanz in der Atmosphäre essentiell. Auch ein sozialer Klimafonds wurde vorgeschlagen, um jene Mitgliedsstaaten zu unterstützen, die von steigenden Kosten unverhältnismäßig stark betroffen sind. In den USA schlagen die Demokraten die Besteuerung von importierten Kohlenstoffemissionen vor, während China sein eigenes Emissionshandelssystem eingeführt hat – inzwischen das größte der Welt.
Wie gehen wir mit dem Klimawandel um? Wie stellt sich unser Team der Verantwortung, ESG-Faktoren (Umwelt, Soziales und Governance) und Nachhaltigkeit im Anlageprozess zu berücksichtigen?
Unserer Ansicht nach bietet der Klimawandel für Unternehmen zahlreiche Risiken und Chancen. Bei unseren Anlageentscheidungen stehen diese ganz oben auf der Liste, wobei wir auch berücksichtigen, ob und in welchem Ausmaß diese Faktoren die Nachhaltigkeit der Kapitalrenditen eines jeden Unternehmens beeinflussen. Maßnahmen zur Emissionsreduktion können Chancen für Anbieter kohlenstoffarmer Lösungen bieten. Regulierungen wie Steuern und CO2-Preissetzungen könnten die Gewinne jedoch schmälern. Extreme Wetterereignisse könnten zu Schäden physischer Vermögenswerte führen oder Geschäftstätigkeiten unterbrechen. Die Energiewende könnte verlorene Investitionen und unbrauchbare Vermögenswerte zur Folge haben. Des Weiteren könnten Unternehmen, die sich nicht schnell genug anpassen oder mit der Konkurrenz nicht Schritt halten, Reputationsschäden davontragen und Kunden verlieren.
Im Rahmen unseres integrierten ESG-Ansatzes sprechen wir mit unseren Unternehmen, um ihre Position zum Klimawandel zu verstehen. Jedes Unternehmen hat einen anderen Ausgangspunkt, andere Risiken und befindet sich in einer anderen Phase der Dekarbonisierung. Im Rahmen unserer Einflussnahme zum Thema Klima und Dekarbonisierung sprechen wir verschiedene Bereiche an. Dazu zählen in der Regel Governance, Ziele, Transparenz, Umsetzung, Fortschritte, physische Risiken, Chancen bei Produkten und Dienstleistungen und die Berücksichtigung von Stakeholdern.
Unsere globalen Portfolios verfolgen einen Bottom-up-Ansatz und investieren in Sektoren mit zahlreichen immateriellen Vermögenswerten und einem geringen Anteil an materiellen Vermögenswerten. Diese Unternehmen profitieren von einem niedrigeren physischen Fußabdruck und sind extremen Ereignissen weniger ausgesetzt als andere Sektoren. Wichtige Portfoliounternehmen im Softwaresektor weisen in der Regel eine niedrige Kohlenstoffbilanz pro Umsatzeinheit auf. Zudem ergeben sich für diese Unternehmen neue Chancen, da sie ihren Kunden Tools verkaufen können, mit denen diese ihre Umweltauswirkungen messen und minimieren können. Der direkte Fußabdruck von Konsumgüter- und Gesundheitsunternehmen, sowohl im Produktions- als auch im Vertriebszweig, liegt nach wie vor deutlich unter dem Niveau des Index. Daher analysieren wir diese Unternehmen aber keineswegs weniger genau. Stattdessen konzentrieren wir uns auf nachhaltige Beschaffung, Verpackung und andere indirekte Effekte (Scope 3).
In der ersten Jahreshälfte 2021 haben wir 81 Unternehmen getroffen, um ESG-Themen zu diskutieren. 55 dieser Treffen haben einen Fokus auf Umweltthemen. Wir stehen in systematischem und intensivem Austausch mit unseren Unternehmen im Hinblick auf deren Dekarbonisierungsstrategien. Ein erhöhter Umweltschutz kann jedoch nicht allein durch Dekarbonisierung erreicht werden. Unternehmen (und Fondsmanager) müssen sich zunehmend mit übermäßiger Ressourcenverknappung, Abfall und Wasserverbrauch sowie mit deren Auswirkungen auf die Biodiversität auseinandersetzen, und entsprechende Lösungen finden. Somit setzen wir mit unserer Einflussnahme auf eine Vielfalt an ESG-Themen und insbesondere auf solche, die für das jeweilige Unternehmen besonders wichtig sind. Uns steht viel Arbeit bevor.
Die Ungewissheit, die mit dem Klimawandel, geopolitischen Spannungen und neuen Covid-19-Varianten weltweit einhergeht, ist der Grund für unser weiterhin vorsichtiges Vorgehen. Nichtsdestotrotz halten wir nach potenziellen Gelegenheiten Ausschau und konzentrieren uns auf nachhaltige Erträge und Cashflows, lassen Kapital in ESG-bewusstes Management fließen und achten auf Bewertungsdisziplin.
Risikohinweise
Es besteht keine Garantie, dass ein Portfolio sein Anlageziel erreichen wird. Portfolios sind Marktrisiken ausgesetzt, d. h. es besteht die Möglichkeit, dass der Marktwert der Wertpapiere im Portfolio zurückgeht. Marktwerte können sich aufgrund wirtschaftlicher und anderer Ereignisse (z. B. Naturkatastrophen, Gesundheitskrisen, Terrorismus, Konflikte und soziale Unruhen), die Märkte, Länder, Unternehmen oder Regierungen betreffen, täglich ändern. Der Zeitpunkt, die Dauer und mögliche negative Auswirkungen (z. B. Portfolio-Liquidität) von Ereignissen lassen sich nur schwer vorhersehen. Anleger können deshalb durch die Anlage in dieser Strategie Verluste verzeichnen. Anleger sollten beachten, dass diese Strategie bestimmten zusätzlichen Risiken ausgesetzt sein kann. Veränderungen der globalen Konjunktur, der Verbraucherausgaben, des Wettbewerbs, der demografischen Entwicklung, der Verbrauchernachfrage, der gesetzlichen Regelungen und der Wirtschaftsbedingungen können sich negativ auf globale Franchise-Unternehmen auswirken und das Portfolio stärker belasten als bei einer Investition des Portfolios in eine größere Vielfalt von Unternehmen. Aktienkurse reagieren im Allgemeinen auch auf unternehmensspezifische Aktivitäten. Anlagen in ausländischen Märkten sind mit besonderen Risiken verbunden. Dazu zählen politische und wirtschaftliche Risiken sowie Währungs- und Marktrisiken. Die Aktien von Small- und Mid-Cap-Unternehmen weisen besondere Risiken wie begrenzte Produktlinien, Märkte und Finanzressourcen auf. Darüber hinaus sind sie einer stärkeren Marktvolatilität ausgesetzt als die Wertpapiere größerer, etablierter Unternehmen. Die Risiken einer Anlage in Schwellenländern übersteigen jene Risiken, die mit Investitionen in Industrieländern einhergehen. Finanzderivate können Verluste unverhältnismäßig stark steigern und erhebliche Auswirkungen auf die Performance haben. Sie unterliegen möglicherweise auch Kontrahenten-, Liquiditäts-, Bewertungs-, Korrelations- und Marktrisiken. Illiquide Wertpapiere sind möglicherweise schwieriger zu verkaufen und zu bewerten als börsengehandelte Wertpapiere (Liquiditätsrisiko). Nicht diversifizierte Portfolios investieren oft in eine kleinere Zahl von Emittenten. Aus diesem Grund können Veränderungen der finanziellen Situation und des Marktwerts einzelner Emittenten zu einer höheren Volatilität führen. ESG-Strategien, die Impact-Investing- und/oder ESG-Faktoren berücksichtigen, können dazu führen, dass die relative Anlageperformance von anderen Strategien oder breiten Marktbenchmarks abweicht. Dies hängt davon ab, ob der Markt solche Sektoren oder Anlagen aktuell bevorzugt. Daher ist nicht gewährleistet, dass ESG-Strategien zu einer günstigeren Anlageperformance führen werden.
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COO and Head of Client Experience, International Equity
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